Unsere erste Exkursion des Jahres führte uns am 27. April mal wieder auf die „Schiefe Halbe“, nördlich Schwanefeld. Der südexponierte Kalktrockenhang drohte in Teilen vollständig zu verbuschen. Durch Pflegemaßnahmen wurden die aufkommenden Gehölze in den letzten Jahren mehrfach auf Teilflächen beseitigt.
Es hat den Anschein, dass die gewünschte krautige Flora dadurch gefördert wird. Insbesondere scheinen sich die Vorkommen zweier Orchideenarten stabilisiert zu haben.
Gegenüber einem „normalen“ Frühjahr war die Vegetation 2024 etwa 20 Tage voraus. Die Orchideenblüte auf dem Hang war also in diesem Jahr viel früher. Viele wollten sie offensichtlich nicht bewundern. Zu fünft ging es auf den Hang, zunächst über den zur Hangkante führenden Hohlweg. Dort fiel eine gelbe Blume mit zurückgeschlagenen Kelchblättern auf: Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus). Der hat an der Basis eine Verdickung, die der Art wohl ihren Namen gegeben hat. Gleich daneben blühte die Knackelbeere (Fragaria viridis). Ihr deutscher Name rührt von der Eigenschaft, dass beim Pflücken der Erdbeerfrucht der Kelch mit einem „Knack“ mit abreißt. Im Unterschied zur Walderdbeere (Fragaria vesca) ist das Spitzenzähnchen des Mittelblättchens gegenüber den benachbarten zurückgesetzt.
Die meisten der Erdbeerblüten waren in der Mitte schwarz/braun, … ein Zeichen von Frostschäden (Am Wochenanfang hatte es in großen Teilen Sachsen-Anhalts teils kräftige Spätfröste gegeben, die erhebliche Obstertragsverluste befürchten ließen.).
Weiter ging es über den Hang in Richtung Westen. Zerstreut wuchsen Wiesenprimeln (Primula veris). Im Mittelhang gab es flächige Bestände des in Knospe stehenden Wiesensalbeis (Salvia pratensis). Und dann waren da kleine hellgelbe tannenbaumähnliche Stängel. Michael Wetzel erklärte, dass es sich um rostpilzbefallene Individuen (Sporenträger auf der Blättchenunterseite) der Zypressenwolfsmilch (Euphorbia cyparissias) handelt, die ebenso wie nichtbefallene Individuen mit bekanntem Habitus weißen Milchsaft enthalten.
Am Schluss gab es noch etwas Besonderes. 2022 wurde erstmals eine weitere Orchideenart, die Bocksriemenzunge (Himantoglossum hircinum) nachgewiesen. Die einzelne Pflanze hatte auch 2024 einen Blütenspross getrieben, der aber offenbar stark frostgeschädigt war. Schade, vielleicht gelangt die Pflanze dann 2025 mal zur imposanten Blüte. Der Standort wurde mit GPS (satellitenbasiertes Positionsbestimmungssystem) vermerkt.
Am Ende wurden die Orchideenfunde noch einmal zusammengefasst:
- Purpurknabenkraut: 11 Teilstandorte mit ca. 600 Individuen
- Stattliches Knabenkraut: 2 Teilstandorte mit über 100 Individuen
- Bienenragwurz: diverse Teilstandorte, zerstreut über den Hang (Eine genauere Erfassung war im
Rosettenstadium nicht möglich und später im Blütezeitraum vorgesehen.)
- Bocksriemenzunge: 1 Individuum
Und hier ist der Exkursionsbericht zum Ausdrucken: