Unsere zweite Exkursion des Jahres führte am 17. Februar in den Nordwesten des Altkreises. Ziel war der Offenlandbereich zwischen Blätz und Sandbeiendorf, der durch Grünland und Acker geprägt ist und unter dem Begriff Gerickenwiesen bekannt ist. Woher die Bezeichnung rührt, konnte nicht ermittelt werden. Mitten hindurch fließt der wenig gehölzbestandene Mühlengraben, einer der Tangerquellbäche. In einigen Karten wird er auch als Sandbeiendorfer Tanger bezeichnet.
Eigentlich stand eine Winterexkursion bei Frost und Schnee auf dem Plan. Aber gegen den viel zu frühen Frühling mit reichlich Sonne und schnellem Temperaturanstieg auf über 10° Celsius hatten die neun Exkursionsteilnehmer auch nichts einzuwenden.
Los ging’s an der Mühlengrabenbrücke in Klein Sandbeiendorf. Ein erster Blick auf den Mühlengraben ergab ein klares Fließgewässer mit schon sichtbarer Unterwasservegetation. Im ersten Drittel waren mehrere kleine Stauanlagen außer Betrieb auffällig. Sie deuteten darauf hin, dass das angrenzende Grünland zu DDR-Zeiten je nach Bedarf staubewässert und intensiv für die Tierproduktion bewirtschaftet wurde. Ein am Ufer stehender Silberreiher wurde aufgescheucht. Er ging in angemessener Fluchtdistanz mitten auf der Wiese nieder, sicher in der Hoffnung auf baldige Mäuse-Beute. Dann querte ein Fuchs den Graben und schnürte in der Uferdeckung davon.
Auf der Wiese in Ufernähe wurde ein behaarter Buckel entdeckt. Durch das Fernglas gesehen war es ein Nutria, gut zu erkennen an den langen weißen Barthaaren. Als er uns bemerkte, begab er sich zwar in das Wasser, echte Scheu wollte aber nicht aufkommen. So konnten zahlreiche Fotos geschossen werden. Einige berichteten über ihre Nutriaerfahrungen und, dass das Fleisch kaninchenähnlich und lecker ist.
Auf halber Distanz begann eine Koppel, auf der sich Rinder befanden. Der gegenseitige Respekt gebot, dass die geplante Exkursionsroute etwas abgewandelt und verkürzt wurde. Das bedingte aber auch zwei ungeplante und für einige Teilnehmer etwas riskante Grabenquerungen. Aber alles ging gut und niemand holte sich nasse Füße. An einer Pappel wurden mehrere Goldammern beobachtet.
An einem weiteren Graben fielen in der vollen Sonne die kätzchentragenden Gehölze auf: Schwarzerle (rotbraune Kätzchen) und Hasel (leuchtend gelbe Kätzchen). Nebeneinanderstehende Exemplare waren unterschiedlich weit entwickelt. Aufgrund des ausgebliebenen Winters gaben die Haselkätzchen ihren Pollen teilweise schon ab Weihnachten frei. Ob da noch Pollen für die weiblichen Blüten, die viel später aufblühen, übrig ist? Bei genauerer Betrachtung der Haselknospen wurden hier und da schon vereinzelte rote Narbenbüschel der weiblichen Blüten, aus denen bei Bestäubung dann die Nüsse werden, entdeckt. Exkursionsleiter Michael Wetzel schätzte ein, dass 2019 sicher kein Haselnussjahr wird, es aber Nüsse geben wird.
Auf dem abschließenden Wiesenweg wurden dann noch einige bereits zart sprießende Kräuter gezeigt, bei denen man teilweise den Habitus noch gar nicht erkennen konnte. Dann hilft Riechen und Schmecken weiter: Wiesenkerbel, Hirtentäschel, Sauerampfer, Efeublättriger Gundermann, Efeublättriger Ehrenpreis, Wermut.