Unsere letzte Exkursion des Jahres 2021 führte am 12. Dezember in den Nordosten des Kreises. Auf dem Programm stand eine Runde durch die Elbwiesen bei Bertingen.
Exkursionsleiter Michael Wetzel erläuterte zunächst den Naturschutzstatus des Exkursionsgebietes. Das gesamte Gebiet (Elbe, Elbwiesen, Alte Elbe) gehört sowohl zum Europäischen Vogelschutz-gebiet (SPA) „Elbaue Jerichow“ als auch zum Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH) „Elbaue bei Bertingen“. Was hier erlaubt und verboten ist, ist in einer fast 800-seitigen Verordnung (N2000-LVO LSA) geregelt und sowohl für den Bürger als auf für die Naturschutzbehörde (zuständig für die Einhaltung der Regelungen) ziemlich undurchsichtig. Ziel ist jedoch die Sicherung und Verbesserung des Erhaltungszustandes europäisch relevanter Pflanzen und Tiere und deren Lebensräume. Im Exkursionsgebiet sind das insbesondere die Brut- und Zugvögel der Elbaue.
Auf dem Wiesenweg Richtung Elbe berichtete der Bertinger Hartwig von Bach aus der Historie. Danach waren die heutigen Elbwiesen früher mit Eichenwald bestanden. Die früheren Dorfstellen Bertingen wurden durch Elbhochwässer mehrfach zerstört. Auf einen vermuteten Standort wurde auf halber Strecke Richtung Elbe hingewiesen. Das heutige Bertigen dürfte im 17. Jahrhundert entstanden sein, nachdem die Elbe ihren damaligen Hauptlauf (heute Alte Elbe um den Treuel) in ihr heutiges Bett veränderte.
Das nasskalte, diesige Wetter lies die erhofften Wasserzugvogelschwärme nicht zu. Bis zur Elbe gab es nur gelegentliche Überflüge von Gänsen, Schwänen und einem Kormoran. Aus der Ferne war zu beobachten, wie Krähen einen abstreichenden Seeadler verfolgten.
Am Rinne-Durchlass (Die Einheimischen nennen den Alte Elbe-Ablussgraben auch Renne.) erläuterte Hartmut Pasche die Zu-/Abflussproblematik der Alten Elbe bei Elbhochwasser. Der NABU plant hier eine Vorrichtung zur Wasserstandsregulierung. Ziel muss sein, abfließendes Wasser möglichst lange zurückzuhalten, zur Erhaltung der Alten Elbe als (Wasservogel-)Lebensraum. Derzeit liegt die Rinne trocken.
Am Elbufer angekommen, wurde das Spektiv aufgebaut und der Fluss abgesucht. Am gegenüberliegenden Ufer grasten zahlreiche Pfeifenten. Später kamen sie ans Wasser und konnten durchgezählt werden: 260. Dann waren auch mehrfach die Pfeifrufe zu hören. Wenige weitere Wasservögel wurden beobachtet: Stockenten auf dem Wasser; Säger, Schellenten und Kormorane vorbeifliegend.
Im Uferbereich wurden mehrere Biberschnitte entdeckt und zahlreiche auffällig grüne hohe krautige Pflanzen. Ein Bestimmungsversuch brachte kein Ergebnis. Es muss sich aber um Kreuzblütler handeln.
Nachdem es zu regnen anfing, wurde beschlossen, die Exkursion abzukürzen. Quer durch die Elbwiesen ging es zurück, vorbei an einer als Kompensationsmaßnahme angelegten Geländesenke.
Am Waldrand zeigte Michael Wetzel den Frostschneckling. Das ist ein unverwechselbarer Speisepilz, der erst spät im Jahr erscheint und auf Magerrasenstandorten im Kiefernwald vorkommt.
Nach zweieinhalb Stunden (ca. 4,5 km) waren die 14 Teilnehmer am Ausgangspunkt angekommen.