Im März beginnt der Frühling. Ob er wirklich schon da ist, wollten wir am 9. März bei einer Exkursion beobachten. Dazu ging es in den Bartensleber Forst, genauer gesagt in das Spelketal nordöstlich von Klein Bartensleben. Wegen seiner naturnahen Ausprägung und der charakteristischen Frühjahrsflora ist es seit 1990 als Flächennaturdenkmal (FND) „Tal der Bäk“ geschützt.
Und was ist das Charakteristische? … auf jeden Fall das flächige Vorkommen des Märzenbechers.
Gleich zu Exkursionsbeginn konnte eine größere Fläche in Vollblüte befindlicher Märzenbecher bewundert werden. Zahlreiche Fotos wurden durch die fünf Exkursionsteilnehmer geschossen. Vereinzelt schauten auch schon weitere charakteristische Frühjahrsblüher aus dem Boden, aber nur mit zarten Blättern bzw. Rosette: Rote Lichtnelke, Hohe Primel, Scharbockskraut. Von Waldmeister und Goldnessel gab es überwinterte Triebe. Vogelreviergesänge waren von überall her zu hören: Zaunkönig, Schwarzspecht, Rotkehlchen, Buchfink, Kleiber und auch der erste Zilpzalp.
Das Spelketal ähnelt einem Mittelgebirgsbachtal: vergleichbar steile Hänge, mäandrierender Gewässerlauf mit anmoorigen Abschnitten, abwechselnder Baumbestand. Der untere Teil vor dem Austritt der Spelke in die Wiesen-/Ackerflächen kommt einem Erlenbruchwald sehr nahe. Die Teilnehmer ohne Gummistiefel mussten aufpassen, wo sie hintreten.
Dann ging es bachaufwärts. Neben der auch im Spelketal zunehmenden Brom- und Himbeerverkrautung fiel in den lichteren Bereichen eine dichte Baum-Naturverjüngung auf: Rotbuchen und Bergahorn (erkennbar an den grünen Knospen). Offenbar hält sich der Wildverbiss hier in Grenzen.
Am Rand der Spelkewiese gab es dann etwas Seltenes: blühender Seidelbast (noch nicht in duftender Vollblüte). Die drei Sträucher sind die einzigen bekannten jährlich blühenden hier. Weiter oben (im Schwarzen Pohl) steht noch einer. Am Wiesenrand fiel ein großer Haselstrauch mit seinen gelben stäubenden männlichen Kätzchen auf. Dagegen sind die weiblichen Blüten recht unscheinbar. Nur aus einzelnen Blattknospen schauen kleine rote Narben hervor. Dort entwickeln sich bei Bestäubung die Nüsse.
Weiter ging es spelkeaufwärts. Wegen des mäandrierenden Bachverlaufs und weil hin und wieder Bäume über den Bach lagen, musste mehrfach die Bachseite gewechselt werden. Größere Talabschnitte sind mit Buchenmischwald bestanden. Bis vor wenigen Jahren gab es an den Hangoberkanten mehrere flächige Nadelwaldforste. Die sind auch wegen Borkenkäferbefall zusammengebrochen und mussten beräumt werden. Dadurch erscheint das gesamte Spelketal viel lichter als noch vor wenigen Jahren. Man darf gespannt sein, wie sich das auf die früher eher karge Bodenflora im Tal auswirkt.
Weiter oben wurde ein riesiger Wurzelteller entdeckt (Durchmesser über fünf Meter). Er stammt von einer großen Fichte. Deutlich war zu erkennen, dass es sich bei der Fichte um einen Flachwurzler handelt. Mit der Fichte wurden offenbar gleich mehrere andere Bäume entwurzelt. An einer abgebrochenen, mit einem Baumpilz (Fichtenporling?) befallenen Fichte war gut zu sehen, dass der Pilz seine Fruchtkörper im abgebrochenen Teil erst nach dem Bruch gebildet hat (Baumpilzfruchtkörper sind immer waagerecht ausgerichtet.).
Noch eine leicht sumpfige Stelle … und dann war der Hauptwirtschaftsweg Richtung Hörsingen erreicht. Genaue Karten gibt es nicht. Aber bis hier dürfte auch das FND reichen. Insgesamt wurden 13 Märzenbecherteilstandorte passiert. Und der überwundene Höhenunterschied (ca. 27 m) war auch an der Märzenbecherblüte sichtbar. Stand der Märzenbecher ganz unten in Vollblüte, so waren die Blüten ganz oben noch viel zarter.
Zurück ging es dann über die west- und südlich der Spelke verlaufenden Forstwege.
Bekannte Vorkommen des Märzenbechers am natürlichen Standort gibt es in unserer Region außer im Spelketal auch im Bischofswalder Forst und vereinzelt an der oberen Beber.
gez. Wetzel
Und hier ist der Exkursionsbericht zum Ausdrucken: