Viele Jahre haben wir am Dreikönigstag (06.01. – in Sachsen-Anhalt Feiertag) ein gemütliches Neujahrs-Treffen des erweiterten Vorstands durchgeführt. 2023 stand eine Exkursion auf dem Programm. Ziel war die „Ohremündung“ südwestlich von Rogätz.
Treffpunkt war am Rogätzer Fähranleger. Zunächst erläuterte Exkursionsleiter Michael Wetzel den 15 Teilnehmern die beiden Exkursionsanliegen:
1. „Stunde der Wintervögel“ – Mitmachaktion des NABU vom 6. bis 8. Januar
2. Kennenlernen der hiesigen Schutzgebiete.
Die Wintervogelstunde beinhaltet das Zählen aller sicht- und hörbaren Vögel innerhalb einer beliebigen Stunde am Zähltag. Wichtig ist, dass Doppelzählungen der selben Vögel vermieden werden. Eigentlich stehen hier die gefiederten Gäste am heimatlichen Futterhaus im Mittelpunkt. Eine Zählung im Außenbereich ist aber ebenso zulässig (und bei der vorfrühlingshaften Witterung auch erfolgversprechender).
Los ging es in Richtung Ohremündung, immer einen Blick nach links auf die Elbe und die dort befindlichen Wasservögel (vorwiegend Stockenten) und ein Ohr in Richtung Ufergehölze. Die Zählstrichliste füllte sich zunehmend.
An der Ohremündung angekommen machte Michael Wetzel einige Ausführungen zu den Schutzgebieten.
Das Exkursionsgebiet ist Teil gleich mehrerer Schutzgebiete:
- Naturschutzgebiet (NSG) „Rogätzer Hang – Ohreniederung“
- Natura-2000-Vogelschutzgebiet (SPA) „Elbaue Jerichow“
- Natura-2000-Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH) „Elbaue südlich Rogätz mit Ohremündung“,
die im Bereich der Exkursionsroute deckungsgleich sind. Das NSG wurde 1998 verordnet (davor bereits 1961 angeordnet). Das FFH- und das SPA-Gebiet wurden im Zuge der EU-weiten Natura-2000-Gebietsmeldung ausgewiesen und sind seit Ende 2018 bestandskräftig. Schutzzweck aller drei Schutzgebiete ist zusammenfassend: Erhaltung der Eigendynamik der Fluss-Überflutungsbiotope mit ihren charakteristischen Arten und Lebensraumtypen (LRT). Die wichtigsten Arten und LRT sind in den Standarddatenbögen (SDB) der beiden Natura-2000-Gebiete ausgewiesen. Zu ihnen gehören u. a. Biber, Fischotter, Seeadler, Rotbauchunke, Weichholzaue, Stromtalpflanzen.
Weiter ging es am Unterholzkanal entlang und auf dem Betonweg bis zum Fährhaus. Kanal, Weg auf der einen und die Ohre auf der anderen Seite schließen das Kerngebiet des NSG ein, für das ein Nutzungsverbot besteht. Am Fährhaus wurde ein kurzer Blick auf die Ohre und die ehemalige Ohrefährstelle geworfen. Von den Exkursionsteilnehmern wusste niemand, bis wann die Fähre in Betrieb war (im Nachgang: Entsprechend der Rogätzer Ortschronik verkehrte sie von ca. 1560 bis ca. nach 1950.). Es gibt aber offenbar Planungen, hier eine Radfahrerbrücke zu errichten.
Zurück ging es auf/am alten linken Ohredeich durch das NSG (Das Betreten außerhalb der Wege war für diesen Tag genehmigt worden.). Über die Feiertage hatte es stark geregnet. Dadurch standen die alten Weiden (typisch für die Weichholzaue) und die Ried-/Uferstaudenbereiche abschnittsweise unter Wasser: klassische Überflutungsgebiete. Am Deich steht auch eine mächtige alte Flatterulme. Die Art ist charakteristisch für die Hartholzaue. Auch frische Biberschnitte waren zu sehen. Der ehemalige Weg auf dem linken Ohrealtdeich ist zwischenzeitlich stark verbuscht. Das letzte Stück war deshalb etwas beschwerlich, aber eine Begehung soll ja auch die Ausnahme bleiben.
Wir hatten uns beim Vögelzählen im Wesentlichen auf die Hintour konzentriert. Bei der Rücktour wurden nur noch Arten/Anzahlen notiert, die auf der Hintour offensichtlich nicht erfasst wurden. Und wie waren die Ergebnisse? Am Ende der Exkursion beinhaltete die Liste insgesamt 370 Striche verteilt auf 32 Arten.
Michael Wetzel hat die Zähldaten dann in die Online-Meldeliste zur Mitmachaktion eingegeben. Ein späterer Blick in die Ergebnislisten des Bördekreises zeigt, dass unsere Meldungen (werden vor der Berücksichtigung auf Plausibilität geprüft) offensichtlich eingeflossen sind.
Weitere Ergebnisse zur Stunde der Wintervögel finden sie hier.
Und hier ist der Exkursionsbericht zum Ausdrucken: